Mai 2014:  Pep zieht ein - Und wie es weiter geht

Im Mai 2014 ist Pep, gerade mal acht Wochen alt, bei uns eingezogen.

Seit dem ist nichts mehr, wie es war: Führten wir vormals ein sehr geordnetes, ruhiges Leben mit unseren Hunden, mischt der kleine Bursche - Tigerdackel vom Münsterhof - unseren Haushalt kräftig auf.

Unser zehnjähriger Dackles wird den ganzen Tag zum Spielen aufgefordert und findet nicht mal mehr ein eigenes Schlafplätzchen, weil dieser Zwerg ständig um ihn herumscharwenzelt. Und unsere gesetzte alte Dame Hootch hat die Nase von diesem jungen Gemüse gestrichen voll.

Besuch im Biergarten und Café

"Sozialisierung, Habituation - meine Mama ist Hundetrainerin! Und da geht man von Anfang an überall mit hin."

Da dachte ich, die Zeit der Wickeltaschen sei vorbei - aber weit gefehlt. Bepackt mit verschiedenen Kauknochen, seiner Kuschel - Schlafdecke, Leckerlies, Leine... starten wir unseren Besuch im Café.

Dank des variablen Angebots an Spielsachen genießen meine Freundin und ich auch unser Frühstück am Marktplatz in Neuburg. Gestört wurden wir nur durch die entzückten Ausrufe "wie süß, so einen Dackel hab ich ja noch nie gesehen!"

Familientreffen in Bayern

Ende Juni, heiß war es, aber Pep sollte ja seinen ein Jahr älteren Bruder (gleiche Verpaarung ein Jahr vorher) kennen lernen. Bajazzo und Klufti waren "Schuld", dass ich mich in unser Tigerdackelbaby vom Münsterhof verliebt habe.

Auch die übrigen "Rudelmitglieder" mussten den Spross beschnuppern.

sehr mutig stürzte sich Pep mit Anlauf in die Fluten.

Filmmodel

Kaum 12 Wochen alt, schon hat man die Paparazzi am Hals. Das bayerische Fernsehen wollte einen Film über die Schnüffelnasen drehen. Und dabei sollte auch ein Greenhorn zum Einsatz kommen. Pep machte also mit Publikum seinen ersten Entdeckertrail. Und was es da alles zu entdecken gab! Jeder Grashalm, jeder Tannenzapfen, Steine, Bucheckern mussten erst mal untersucht und ins Maul genommen werden.  Für das Filmteam zwar lustig, aber nicht professionell genug. und somit endete die Filmkarriere schneller als sie begonnen hatte  und wir konnten uns mit Daniela von nun an ganz dem Trailen widmen.

Geschmacksproben

Was ein guter Suchhund werden will, muss viele verschiedene Gerüche und Geschmäcker ausprobieren. Pep nahm diesen Gedanken allzu ernst. Meine jahrelang sorgsam gehüteten Clogs wurden von ihm schwer verunstaltet. Unsere Wolldecken sehen alle wie von großen Motten zerfressen aus uns auch am Sofa sind Abdrücke seine Milchzähne verewigt.

So wurde zu Zeiten, in denen ich meinem Hund nicht die volle Aufmerksamkeit schenken konnte, die Box Peps liebster Schlafplatz.

Shoppen im Westpark

Klar, muss ein schicker Hund auch mal shoppen gehen. All die Boutiquen und Leute ließen Pep ziemlich kalt. Nicht so der große Mülleimer!

Bis ich reagieren konnte - ich war einen kurzen Moment abgelenkt gewesen - hatte der inzwischen 18 Wochen alte Frechdachs an den Metalleimer gepieselt. Und genau dann hat man keine Packung Taschentücher zur Hand!

Also unter dem Kopfschütteln und Blicken der anderen Kunden, mit hochrotem Gesicht, Pepi hinter mir herziehend, rein in den Drogeriemarkt. Dort zum Zewa gespurtet, mich an der Kasse vorgedrängelt, um das Malheur zu beseitigen bevor ich  Ärger bekomme. 

Beim Shoppen war offensichtlich noch Übungsbedarf. Und so kam es, dass wir einige Wochen lang einen festen Termin im Westpark hatten, wo wir beide lernten, gesittet einzukaufen.


Der eigene Hund - der Folgsamste und Klügste

Pep entwickelte sich großartig. ich konnte ihn frei über alle Wiesen und Felder springen lassen und schon ein einziges Rufen verlieh ihm Flügel, die ihn immer sofort zu mir zurück trugen. Mein Leckerli war immer das Beste und ich behauptete voller Überzeugung "Bei dieser Erziehung hab ich alles richtig gemacht!"

Und dann ....


Die Pubertät

"Nein Pep, du steigst da alleine nicht hoch, ich unterhalte mich gerade!"

"Bin doch schon oben... Und drüber!"


Nichts ist mehr so wie es schien! Gerade 20 Wochen alt und mein so knuddeliges und frauchenhöriges Baby stellt alles auf den Kopf. Immer macht er genau das, was er nicht tun soll.

Kein Schreien, Quietschen, Leckerlie kann ihn mehr zum Kommen bewegen, wenn er gerade etwas Besseres zu tun hat.

Ich konkurriere plötzlich mit Vögeln, Schmetterlingen, Mauselöchern, von anderen Hunden ganz zu schweigen.

Es hilft nur unendliche Geduld (wer hat die schon?) und viel Zeit! Er kommt dann schon mal wieder.

Ist er aber endlich erschöpft, gibt es nichts Besseres als zur Mama auf´s Sofa zu klettern  - natürlich ohne lange nachzufragen - und sich genüsslich, am besten auf mir, zusammenzurollen und knuddeln zu lassen.

In diesen Minuten wird das Herz wieder ganz weit und man verzeiht jede Unart mit dem Seufzer "Er ist halt in der Pubertät, der Bub!"

Mantrailen

Sehr froh war ich, dass Pep ja schon vom Kindergartenalter an in der Suchhundearbeit ausgebildet wird. In dieser schwierigen Phase der Pubetät steigerten Daniela Rottenwaller von K-9 ® und ich die Intensität und auch das Niveau der Trails. Pep musste lernen, konzentriert zu arbeiten. 

Während dieser Arbeit hatte er wenig Zeit zu jagen, zu pieseln oder privat "Schnecken zu checken" - im Dienst gilt es, für mich zu arbeiten und die verlorene Person zu finden. Die Begeisterung, die ich immer spüre, wenn ich daheim das Futter vorbereite, wir die langen Fahrten nach Augsburg oder München antreten, und die Ernsthaftigkeit mit der der Halbstarke seinen Job macht, machen mich unglaublich stolz.

Diese Erlebnisse, der gemeinsame Erfolg und der Spaß stärken unsere Bindung, das gemeinsame Vertrauen und die Liebe zueinander.

Vom Teenager zum Kerl

Sommerzeit - Urlaubszeit! Wie jedes Jahr tauschen meine Eltern und ich während des Sommerurlaubs unsere Hunde gegenseitig, damit sie nicht in den heißen Süden mit müssen.

Unsere beiden Dackel waren schon 10 Tage in Amberg auf Urlaub gewesen und nun sollte die ganze Bande mitsamt der Schäferhunddame Unique zu uns umziehen. Da alle drei von klein auf dicke Freunde sind, kein Problem, hatte ich jedoch den Einwurf meiner Mutter "Unique ist seit zehn Tagen läufig" nur mit halben Ohr gehört.

Da reißt es mich: "Was? läufig? 10 Tage - MAMA!! Sie ist jetzt gleich in der Standhitze. Hast du aufgepasst?" 

Natürlich nicht! Pepi hat doch nur mit ihr gespielt.

Mir schwante Übles. Kaum ein Tag zu Hause begann der Hexentanz. Der potente Jungrüde umgarnte den ganzen Tag seine große Freundin. Er lockte mit allen Mitteln, stieg hinten, vorne und von der Seite auf sie auf. Unique ließ alles geduldig über sich ergehen und drehte ihm ab und zu, wenn sie glaubte ich sähe es nicht, ihr Hinterteil zu.

Hunde sollen bekanntlich viel schlafen - aber an Schlaf war gar nicht zu denken. Peps gesamtes Gehirn war in seinen Unterkörper gewandert. Er kannte weder seinen Namen, noch interessierte ihn Fressen und auch beim Spazierengehen hing er Unique nur am Bein. Eine Zerreißprobe für meine Geduld.  Aber" der Bub ist halt noch jung" und die Liebe zu schön!

Es blieb mir nur die rettende Box. Seit langem stellte ich die Box wieder mal ins Wohnzimmer und sperrte Pep zu seinem eigenem Schutz, ich wollte nicht dass er sich völlig verausgabt, ein.

Doch der Kerl war mir nicht etwa dankbar. In den höchsten Tönen sang er seiner Prinzessin seine Liebesschwüre. Wenn er doch einmal Atem holen musste, begann Unique verzweifelt nach ihrem Prinz zu rufen. Dieses Konzert hielt auch die Nacht über an. 

Ich war am nächsten Morgen höchst übellaunig, drohte Pep mit sofortiger Kastration, Unique mit Abschiebehaft  - doch die beiden Verliebten interessierte das gar nicht. Ich passte also den ganzen nächsten und übernächsten Tag auf wie ein Schießhund, dass die zwei sich nicht unziemlich begegneten, scheuchte, schimpfte, resignierte.

Tag vier wachte ich höchst verwundert auf, so gut geschlafen zu haben. Das ewige Heulen war verstummt. Pep lag lang ausgestreckt in seiner Box, die Dame ruhte vor unserem Schlafzimmer. Wohl freuten sie sich, sich zu sehen, aber nicht mehr mit dieser hirnlosen Leidenschaft.

Wir hatten die kritischen Tage überstanden. Es kehrten wieder Ruhe und Freude ein. Und an Kastration denkt schon wieder keiner mehr, denn auch Pep hat sein Hirn wieder an die richtige Stelle platziert.